Mo

Hrrr, zzz, hrrr, zzz...
Langsam öffnete Mo ein Auge: dunkel! Er öffnete das zweite Auge: immer noch dunkel! Er machte beide Augen wieder zu und hrrr, zzz, hrrr, zzz...
Er wußte nicht wie lange er geschlafen hatte. Wozu auch? Es war ja immer noch dunkel! Mo gähnte genüßlich und streckte sich. Sein Rüssel stieß gegen eine Wand. Moment mal, sein Rüssel??? Und überhaupt, er hatte ja Beine! Er streckte sich noch mal, und die Wand gab nach. Klatschnaß war er, als er aus seinem Unterschlupf krabbelte, aber das machte nichts, es regnete sowieso gerade. Unentschlossen blickte Mo sich um. Ein grüner Wald erstreckte sich vor ihm. Es war windstill, und so fielen die dicken Tropfen schnurgerade auf die riesigen Blätter. Platsch! Ein kopfgroßer Regentropfen krachte auf seinen Rücken. Wie sollte er da nur trocken werden? Er kroch zurück in seinen Unterschlupf und beschloß zu warten. Hrrr, zzz, hrrr, zzz...
Ah, das sah gleich ganz anders aus. Die Sonne schien und lockte ihn erneut heraus. Nun konnte er trocknen. Er setzte sich in die Sonne und schloß die Augen. Herrlich! So gefiel ihm das Leben. Er breitete seine Flügel aus und erhob sich in die Lüfte. Langsam schwebte er über die kleine Wiese und sah das letzte mal auf seinen Kokon. Er war frei! Ein freier, glücklicher Schmetterling...

 

Martina Fritsche 1999