Fischschlüssel

Ich stand im Regen und betrachtete die kleinen Strudel, die sich in den Rinnsalen bildeten und in winzigen Erdlöchern verschwanden. Plötzlich wurde ich in einen der Strudel hineingezogen und ich wurde ohnmächtig.
Als ich erwachte, schwebte ich auf Wolken, war aber gleichzeitig Unterwasser. Ich kam an blühenden Kirschbäumen vorbei und glitt durch eine Felswand in eine verwirrend bunte Höhle, die sowohl dunkel als auch hell erleuchtet war. Ein sonderbares Wesen kullerte an mir vorbei und grunzte vergnügt. Ich rief ihm zu es solle anhalten, aber ich konnte nicht sprechen. Ich dachte: Wie komme ich hier raus? Und das Wesen hielt fragend an. Mit dem Fischschlüssel aus der Haselnußblume, dachte ich, und wusste, dass es seine Gedanken waren. Das Wesen kullerte weiter und ließ mich zurück. Ich fiel tiefer, immer tiefer, bis ich auf einer Wiese landete. In der Mitte blühte die schönste Blume, die ich je gesehen hatte, und in ihr sah ich den Schlüssel glänzen. Ich wollte ihn greifen, doch ich hatte ihn schon in der Hand. Der Himmel verschwamm in bunten Schlieren und ich wurde wieder ohnmächtig.
Als ich erwachte lag ich im Matsch.
War ich wirklich nur ausgerutscht???

 

Martina Fritsche 1998