Ein Cocktail zuviel ! ? !

Meine Wahrnehmung ist leicht verschoben, als ich mir einen Weg durch die Menge bahne. Während meine Beine nach links, mein Kopf nach rechts und ich eigentlich nur auf Klo will, stolpere ich über eine leere Bierflasche und segle elegant wie ein Pinguin durch die Luft. Immerhin bin ich meinem Ziel schon ein kleines Stück näher gekommen. Ich rapple mich auf und unterdrücke den stärker werdenden Brechreiz. Soviel hatte ich doch gar nicht getrunken, aber er heißt ja immer die Mischung macht's.
Endlich! Die Klotür! Abgeschlossen...
Ich rüttle an der Klinke und klopfe wild an die Tür, jedoch bleibt sie feststofflich und geschlossen wie zuvor. Auch stärkeres Treten und Rufen bleibt ohne Erfolg. Na gut. Christophs Eltern werden ja wohl hoffentlich noch eine Toilette haben, sonst garantiere ich für nichts... Ich schlucke erste Stückchen Land, die sich meiner Kehle entringen wollen, wieder runter, und versuche mich zu erinnern, ob Christoph ein Gästeklo erwähnt hatte. Ja. Unten. Herrje, also abwärts. Ich quäle mich wieder zurück durch die Feiernden und achte dabei auf die Bierflasche. Etwas lädiert erreiche ich die Treppe. Links, rechts, links, rechts und immer schön am Geländer festhalten!
Im Geiste verfluche ich alle Cocktails, die ich jemals getrunken habe, und jeden, der mir jemals einen gegeben hat.
Unten angekommen konzentriere ich mich auf die Richtung in der ich meine Erlösung vermute. Und richtig. Das Gästeklo. Ich drücke die Klinke und die Tür schwingt auf. Ein Hechtsprung an die Schüssel rettet den Fußboden vor glipschigen Erfahrungen.
Knapp 10 Minuten später und sichtlich erleichtert wanke ich Richtung Wohnzimmer um mir noch einen Cocktail zu besorgen...

 

Martina Fritsche 2003